Tschüß 2020, olà 2021!

Das Jahr 2020 neigt sich seinem Ende zu. Für viele, die gesundheitlich oder wirtschaftlich von der Corona-Pandemie betroffen waren, war es sicher kein Freudenjahr. Doch für mich überwogen die positiven Erlebnisse und Erkenntnisse – sportlich, beruflich, persönlich.

2020 – läuft.

Zugegeben, das Jahr begann etwas holprig. Zwei Wettkämpfe, die nicht so liefen, wie sie sollten. Ziemlich viel Arbeitsstress. Und dann das Aus für einen mehrmonatigen, beruflichen Auslandsaufenthalt, auf den ich mich ein halbes Jahr vorbereitet und gefreut hatte.

Corona-Krise, Lockdown, Kurzarbeit: Was im ersten Moment alle Pläne und Routinen über den Haufen warf, entpuppte sich schließlich für mich persönlich als Chance, einen Gang runterzuschalten und über verschiedene Aspekte meines Lebens nachzudenken. Weniger Arbeits- und Freizeitstress, mehr Zeit für Menschen und Dinge, die mir wirklich etwas bedeuten. 2020 hat mich ein ganzes Stück vorangebracht.

Run – run – run

Da ich aufgrund des geplanten Auslandsaufenthalts keine Wettkämpfe anvisiert hatte, konnte ich die ganzen Wettkampfabsagen gelassen hinnehmen. Lediglich für die Läuferinnen und Läufer, die ich als Trainerin betreue, musste ich ein bisschen kreativ werden und an der ein oder anderen Stelle motivierend eingreifen. Meine eigene Motivation und Lauffreude war auch ohne Wettkampfaussichten groß und ich hatte tolle sportliche Trainings-, Natur- und Freundschaftserlebnisse.

Angefangen mit „Paris in a day“ während meines sehr kurz geratenen, beruflichen Aufenthalts in Paris. 36 km laufend durch die Stadt, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten inklusive. Salut… et au revoir!

Der Frühjahrs-Lockdown nach meiner Rückkehr aus Paris war trainingsintensiv und dennoch irgendwie entspannt. Aufgrund von Home Office, Kurzarbeit und diversen Freizeiteinschränkungen ließ sich das Training sehr gut mit dem (Arbeits-)Alltag vereinbaren und ich lernte diese Freiheit und Flexibilität sehr zu schätzen. Mit VO2max-Training, vielfältigen Tempoeinheiten und umfangreichen Ausdauersessions konnte ich eine gute Form aufbauen, die mir so manchen Spaß im Sommer erst möglich machte.

Vom selbst organisierten „Augsburg to Ammersee“-50km-Lauf mit unterhaltsamer Begleitung und fabelhaftem Support…

… über toughe und zugleich vergnügliche Trainingseinheiten, alleine oder mit Vereinskollegen, wie z.B. einen 35 km langen Tempowechsellauf auf einer 4km-Runde bei sommerlichen Höchsttemperaturen mit Verpflegung aus dem Kofferraum und anschließender Abkühlung im See…

… bis hin zu zahlreichen Trailrunning- und Rennradtouren durch schöne Landschaften in bester Gesellschaft!

Ich bin dankbar, dass ich in diesem Jahr die Gesundheit und Fitness hatte, diese kilometer- und höhenmeterreichen Touren machen (und genießen!) zu können. In diesem von einem Virus geprägten Jahr hatte ich zum Glück nicht einmal einen Schnupfen und auch orthopädisch kein einziges Zipperlein.

Belohnt wurde der Mix aus Trainingsspaß und Trainingsfleiß letztlich doch noch mit zwei tollen Wettkampferlebnissen und -ergebnissen. So durfte ich mich im Spätsommer und Herbst über einen 2. Platz beim Hartfüßler Trail, einem 58 km langen Ultramarathon durch den saarländischen Urwald, sowie eine neue persönlichen Halbmarathon-Bestzeit im heimischen Siebentischwald freuen.

Work – work – work

Auch beruflich war 2020 für mich ein gutes Jahr. Meine nebenberufliche selbstständige Trainertätigkeit hätte nicht besser laufen können und ich war durchweg voll ausgebucht, ohne mein Angebot aktiv bewerben zu müssen. Es freut mich, dass auch in diesem ungewöhnlichen Jahr meine AthletInnen gesund, munter und erfolgreich ihre Trainingspläne umsetzen und ihre persönlichen Ziele erreichen konnten!

Mit einem Lauf- und Yoga-Camp, dass ich Anfang Oktober in Österreich veranstaltet habe, wurde eine fixe Idee spontan Wirklichkeit. Die Kurzfristigkeit und das Timing mitten in der Pandemiezeit waren sicherlich nicht ideal. Dennoch war es ein kleines, aber feines Event, zu dem ich ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten habe und mit dem ich wichtige Erfahrungen sammeln konnte.

Im November feierte ich gedanklich einjähriges Jubiläum als ehrenamtliche Trainerin in der Lauf- und Triathlonsparte der TG Viktoria Augsburg. Zwischen den Lockdowns im Frühjahr und Herbst konnten wir gemeinsam hitzige Bahntrainings, extensive Temposessions oder fokussierte Technikübungen absolvieren. Doch auch während der Lockdowns haben wir als Trainerteam praktische und theoretische Online-Angebote für die ViktorianerInnen auf die Beine gestellt – und kommen hoffentlich irgendwann im neuen Jahr alle wieder fit und gesund persönlich zusammen.

Neben den praktischen Tätigkeiten habe ich nach wie vor große Freude daran, mich anhand von Büchern, Podcasts und sonstigen Medien weiterzubilden und mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben. Sei das in meiner Rolle als Trainerin oder in Form von Blog- oder Zeitschriftenartikeln. Von letzteren durfte ich in diesem Jahr gleich mehrere in dem Magazin Laufzeit veröffentlichen und ich freue mich darauf, auch weiterhin als freie Redakteurin mitzuarbeiten.

Neben meinen laufbezogenen, nebenberuflichen Tätigkeiten gab es im September 2020 für mich zudem einen Wechsel in meinem Brot-und-Butter-Job: von einem großen internationalen Automatisierungskonzern in ein kleines EdTech-Unternehmen. Verschiedene Gründe abseits klassischer Karrierebestrebungen haben mich dazu bewogen und ich bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Endlich bin ich wieder nahe dran an Kunden, Produkten und Services, habe größere Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume und kann einen Beitrag zur Digitalisierung von Bildungsangeboten leisten. Nicht zuletzt ermöglicht mir der neue Job, auch Corona-unabhängig meinen Arbeitsort und meine Arbeitszeiten sehr flexibel zu gestalten. Freiheiten, die ich sehr zu schätzen gelernt habe und nicht mehr missen möchte!

Enjoy – relax – recover

Eins ist jedoch auch klar: Von nichts kommt nichts. Ich musste jede Menge Zeit, Energie und Risikobereitschaft investieren, um diese Dinge möglich zu machen. In 2020 habe ich sicher mehr als einmal meine Komfortzone verlassen – sei es bei einem harten Intervalltraining auf der Bahn, spätabendlicher Trainingsplanumstellungen oder der Kündigung eines sicheren, gutbezahlten Jobs.

Die Komfortzone zu verlassen ist essenziell für die Weiterentwicklung – sportlich, beruflich, persönlich. „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“ Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch von Henry Ford? Doch die wahre Kunst liegt darin, die richtige Balance zu finden zwischen „pushen“ und „rausnehmen“, zwischen „alles geben“ und „nichts tun“.

In 2020 habe ich mehr als zuvor die ruhige, achtsame Seite des Yoga zu schätzen gelernt. Und auch Spaziergänge sind zu einem essenziellen Bestandteil meines Lebens geworden: als Fake Commute, zum Podcasthören oder mit FreundInnen als Alternative zu einem Café-Besuch.

Dennoch bin ich immer noch auf der Suche nach der richtigen Balance. Die Hummeln im Hintern sind Realität! Es fällt mir schwer, einfach mal in der Komfortzone zu bleiben oder meine Zeit mit vermeintlich unproduktiven Dingen zu verbringen, die nichts mit Bildung, Business oder Bewegung zu tun haben.

Diese Suche nach Balance stellt mich in der kommenden Zeit zum einen vor eine neue Herausforderung, die eher mentaler als körperlicher Natur sein wird. Und zum anderen führt sie mich in die Ferne, denn Horizonterweiterungen sind das beste Mittel, die eigene Position neu auszuloten.

Mit diesem kleinen Ausblick schließe ich jetzt erstmal meinen Rückblick und werde an anderer Stelle darauf zurückkommen. Ich hoffe, ihr konntet wie ich dem Jahr 2020 trotz aller Widrigkeiten auch viele schöne Momente und Erfahrungen abgewinnen und wünsche euch eine ruhige und gelassene Weihnachtszeit!