Laufen auf Madeira

Die Atlantikinsel Madeira ist ein landschaftlich wunderschönes und abwechslungsreiches Laufparadies. Insbesondere Trailrunner kommen voll auf ihre Kosten – sei es auf den vielzähligen Levada-Pfaden oder auf Bergtrails, die manchmal sogar über die Wolken führen.

Läuferinnen und Läufer, die auf grüne Natur, Wasserfälle, Berge und Meer stehen und zugleich vor Nebel, Matsch, Steilhängen und out-and-back-Routen nicht zurückschrecken, werden Madeira lieben. Einige allgemeine Informationen zu Madeira findet ihr in meinem letzten Blogartikel. Ich habe drei Monate remote auf der Insel gearbeitet und sie dabei natürlich auch „laufend“ erkundet.
Der Beginn einer Liebe 😉

Die Insel bietet eine Vielzahl an wunderschönen Laufstrecken für alle Leistungsstufen. Die Auswahl reicht von flachen Levada-Wegen durch Dörfer und Wälder bis hin zu spektakulären Küstentrails und Bergtouren. Das Geniale: Traumhafte Ausblicke auf das Meer, grüne Täler oder süße Ortschaften sind immer gegeben, selbst wenn die Laufstrecke an sich ganz einfach ist.

Jedoch weist Madeira auch ein paar Besonderheiten und Einschränkungen für Läuferinnen und Läufer auf. Sei es das unvorhersehbare Wetter, das Risiko von Erdrutschen oder die wenigen Möglichkeiten für Rundtouren und flache Straßenläufe. Gehst du es mit den richtigen Erwartungen, Offenheit, Flexibilität und vernünftiger Vor(aus)sicht an, wird dir das Laufen auf Madeira aber große Freude bereiten!

Trailrunning auf Madeira sieht nicht nur im Video nach Spaß aus! © Video by Visit Madeira

Trailrunning auf Madeira

Das insgesamt über 2000 km lange Levada-Netz auf Madeira bietet eine großartige Streckenauswahl für Läuferinnen und Läufer. Levadas sind alte Bewässerungskanäle, die teilweise noch heute dazu genutzt werden, Wasser aus regenreichen Gebieten in trockene Gefilde zu transportieren. Zugleich dienen die Pfade neben den Levadas oder die Kanalmauern selbst als Wanderwege. Oft führen sie an unzähligen kleinen oder auch spektakulär großen Wasserfällen entlang, schlängeln sich durch Tunnel und dichte Wälder oder führen hoch über den Tälern an Bergkämmen entlang.

Die „Laufbarkeit“ von Levada-Wegen variiert, je nachdem, wie breit, wie gepflegt und wie gesichert der Pfad oder die Kanalmauer ist. Manche Wege sind von Steinschlägen oder Erdrutschen beschädigt, recht zugewachsen oder führen schmal und ungesichert an steilen Abhängen entlang. Hier wird das Laufen zum Abenteuer und sollte immer mit Vorsicht angegangen werden.

Sehr gut laufbare, technisch einfach Levada-Trails hingegen finden sich vor allem auf der Südseite zwischen Ribeira Brava und Ponta do Pargo (Levada Norte und Levada Nova). Auch in Funchal gibt es sehr schöne Levada-Wege durch die Bananenplantagen oberhalb der Stadt, die man mit einem Schlenker runter an den Strand zu einer schönen Rundtour verbinden kann.

Apropos Rundtour: Das ist tatsächlich eine Ausnahme, denn die meisten Levada-Routen funktionieren nur one-way (+ Bus oder Taxi) oder out-and-back. Ich persönlich kam gut mit der out-and-back-Lösung klar. So kann man immerhin anhand des Wendepunktes ganz genau bestimmen, wie viele Kilometer man laufen möchte. Zudem wirken die Ausblicke aus verschiedenen Richtungen oft ganz unterschiedlich, sodass auch der Rückweg nicht langweilig wird.

Manche Levada-Wege würde ich unabhängig von ihrer „Laufbarkeit“ eher als Wanderung empfehlen, da sie entweder stark begangen sind oder man die natürlichen Highlights wie Wasserfälle oder Aussichtspunkte im langsamen Wandertempo einfach noch mehr genießen kann (z.B Levada Calderaio Verde, Levade do Moinho to Levada Nova).

Neben den vielzähligen, abwechslungsreichen Levada-Wegen bietet Madeira auch eine fantastische Bergwelt mit zahlreichen Trails. Während meines Aufenthalts in den Wintermonaten 2021 ließ das Wetter leider nur wenige solcher Touren zu, da es in höheren Gefilden außergewöhnlich kalt, nass und stürmisch war. Zwischenzeitlich hat es sogar geschneit, was auf Madeira eher selten vorkommt! Deshalb waren auch viele Berg-Routen offiziell gesperrt und ich wollte mich nicht unnötigerweise darüber hinwegsetzen. So habe ich definitiv einen guten Grund, auf die Insel zurückzukehren!

Trailrunning auf Madeira – mit ein bisschen Glück über den Wolken!

Ein paar tolle Bergtouren konnte ich dennoch machen – mal mit und mal ohne Aussicht 😉 So bin ich Abschnitte des abenteuerlichen Madeira Island Ultra Trails (MIUT) gelaufen, der einmal quer von Nord-West nach Süd-Ost über die Insel führt. Er ist bekannt für seine vielen Treppen und steilen Anstiege, von denen ich auch auf meinen kleinen Ausflügen ein Lied singen konnte (hätte ich Luft dafür gehabt). Doch die beeindruckende Landschaft und tolle Naturschauspiele belohnen für alle Mühen!

Straßenlauf auf Madeira

Wer flache, schnelle Strecken auf breiten Feld- oder Asphaltwegen sucht, wird bessere Trainingsorte als Madeira finden. Nur wenige Straßen auf Madeira sind mehr als 1-2 km am Stück flach. Selbst moderat-hügeliges Terrain ist kaum zu finden – meist geht es steil hoch oder steil runter. Zudem sind viele Straßen recht eng und kurvig und es gibt nur selten Bürgersteige.

Wenn das Wetter, die Zeit oder der Trainingsplan keinen Levada- oder Berglauf zulassen, gibt es natürlich dennoch ein paar Möglichkeiten, zu trainieren.

In der Hauptstadt Funchal kann man mehrere Kilometer am Stück relativ flach an der Meerespromenade entlang laufen. Hier ist es vermutlich am einfachsten und schönsten, flache, schnelle Kilometer zu sammeln – solange die Promenade nicht von Touristen bevölkert ist.

Einige Küstenorte wie Calheta oder Madalena do Mar haben 1,5 bis 2 km lange Meerespromenaden. Wer sich nicht am Wind und der teils sehr intensiven Sonne stört, kann hier mehrfach hin und her laufen, um z.B. Intervalle abzuspulen.

Etwas länger geradeaus kann man auf so manch alten, so gut wie stillgelegten Küstenstraßen laufen. Sie verbanden vor dem Bau der Schnellstraße und den unzähligen Tunneln die Ortschaften miteinander. Eine „old road“ führt beispielsweise von Arco de Calheta bis nach Ponta do Sol (hin und zurück ~ 14 km mit nicht allzu steilen 300 hm). Gerade an warmen Tagen bieten mehrere Tunnel und ein Wasserfall willkommene Abkühlungen! Jedoch darf bei oder nach starken Niederschlägen und Winden die Steinschlaggefahr auf diesen Straßen nicht unterschätzt werden.

Erstaunlicherweise ist auch ein Fußweg neben der Schnellstraße bei Santa Cruz eine beliebte Lauf- und Nordic-Walking-Strecke bei den Locals. Der Fußweg ist von der Schnellstraße mit Planken separiert, „relativ“ flach und mehrere Kilometer lang, also eine wirkliche Ausnahmestrecke auf Madeira! Außerdem führt er unter der Landebahn des Flughafens hindurch – das war’s dann aber schon mit den Highlights.

Laufstrecken auf Madeira

Am einfachsten ist es, sich an den offiziellen Wanderwegen zu orientieren. Das Spektrum reicht von kurz bis lang, flach bis höhenmeterreich, technisch einfach bis schwer. Manche Strecken eignen sich zum Laufen besser als andere, was sich aber meist aus der Streckenbeschreibung und dem Höhenprofil gut ablesen lässt. Die touristisch sehr bekannten und beliebten Wege würde ich in der Hauptsaison eher als Wanderung oder sehr früh/sehr spät am Tag empfehlen, da das Laufen sonst wenig Spaß machen wird.

Laufstrecken auf Madeira

Es gibt mehrere gute Quellen für Laufstrecken auf Madeira:

  • Eine sehr nützliche App für Wanderungen und Läufe auf Madeira ist die WalkMe-App. Sie bietet eine Vielzahl an Wanderstrecken und praktischen App-Funktionen wie Filter, eine „ToDo“- und „Done“-Liste“, Offline-Karten, Höhenprofile, relativ aktuelle Informationen zu geöffneten und geschlossenen Routen, Rezensionen und aktuelle Streckenhinweise von anderen Usern, etc. Die App kostet einmalig 5 Euro – ein verkraftbares und gutes Investment!
  • Für diejenigen, die gerne analog in einem Buch schöne Streckenempfehlungen durchblättern, ist der Rother Wanderführer Madeira eine gute Wahl. Er stellt 60 Levada- und Bergtouren vor, mit detaillierten Streckenbeschreibungen sowie Infos zum Schwierigkeitsgrad, zur Streckenlänge und zum Höhenprofil. Die entsprechenden GPS-Tracks stehen online zum Download zur Verfügung.
  • Das offizielle Tourismusbüro Visit Madeira bietet auf seiner Website eine Übersicht über Wandertouren auf Madeira, inkl. aktueller Informationen über geöffnete und geschlossene Wege. Viele dieser Routen finden sich auch in der WalkMe-App oder im Rother Wanderführer, aber insbesondere im Hinblick auf aktuelle Hinweise lohnt sich ein Double-Check auf Visit Madeira.
  • Außerdem steckt Visit Madeira hinter der fancy Website Madeira Ocean Trails. Auf einer animierten Karte werden hier neben Trailrunning-Routen auch Trails für Wanderungen, Mountainbiking oder Canyoning aufgezeigt (manche mit, manche ohne GPS-Track).
  • Die Freestyle-Planung von Laufstrecken mit meiner normalerweise präferierten Outdoor-App komoot ist auf Madeira „mit Einschränkungen“ möglich. Oftmals stimmen die Höhenangaben nicht – es werden zu viele Höhenmeter angezeigt. So stehen bei einem flachen Levada-Lauf manchmal 600 hm drin, weil der Levada-Weg nur ein schmaler Pfad am Berg ist und die bei komoot hinterlegte Karte diesen Pfad nicht als flach erkennt, sondern daneben hoch und runter hüpft. Außerdem fehlen Informationen zum aktuellen Stand der Wege – sie können zwischenzeitlich verschüttet oder zugewuchert sein. Sofern man nicht mit einem Local unterwegs ist oder sich wirklich gut auf Madeira auskennt, würde ich deshalb die offiziellen Wege empfehlen.
Bergaussicht auf Madeira
Laufen abseits der Touristenpfade – nicht immer einfach, aber immer beeindruckend!

Wetter und Naturgewalten auf Madeira

Auch wenn Madeira ihren Beinamen „Insel des ewigen Frühlings“ grundsätzlich verdient hat, bedeutet das nicht, dass es nicht auch sehr nass, sehr stürmisch und sehr kalt werden kann. Das Wetter kann von einer Minute auf die andere umschlagen und von Ort zu Ort immens variieren. Insbesondere in den Wintermonaten ist das Wetter sehr wechselhaft. Wettervorhersagen habe ich während meines Aufenthalts von Januar bis April lediglich als grobe Richtungsweiser mit 50% Eintrittswahrscheinlichkeit kennengelernt.

Levada im Nebel
Eben noch strahlender Sonnenschein, auf einmal dichter Nebel.

Gerade das Wetter in den Bergen und auf der Nordseite ist oft ein ganz anderes als weiter unten oder auf der Südseite. Während am Meer oder in den südlichen Ortschaften noch die Sonne scheint, kann schon ein paar hundert Höhenmeter weiter oben sowie auf der Nordseite dichter Nebel oder Regen herrschen. Auch die Temperaturen können in einem kleinen Kilometerradius um 10-15 Grad fallen.

Läuferinnen und Läufer sollten deshalb gerade bei längeren oder höhergelegenen Touren immer auf alle Wetterlagen eingestellt sein. Es schadet nie, eine zusätzliche wärmende Schicht und eine wasserdichte Jacke im Laufrucksack zu haben – selbst wenn vor der Haus- bzw. Hoteltür noch die Sonne scheint. Außerdem sollte man bereit sein, eine Tour abzubrechen oder gar nicht erst zu starten, wenn das Wetter schon am Startpunkt nicht gut aussieht.

Denn schlechtes Wetter birgt für Trailrunner auf Madeira zusätzliche Risiken, die einem zuvor nicht unbedingt bewusst sind: Erdrutsche und Steinschläge. Gerade nach heftigen Niederschlägen oder Sturm ist das Terrain nicht nur sehr rutschig, sondern kann auch komplett wegbrechen oder von oben runterkommen. Deshalb sollte man Berg- und Levada-Wege, die über oder unter Steilhängen und Felsen entlangführen, nach solchen Wettereskapaden mindestens für ein paar Tage meiden.

Wie bereits erwähnt, stehen in der WalkMe-App und auf der offiziellen Tourismusseite, welche Routen aktuell „vorübergehend geschlossen“ sind. Auch wenn sich gewisse Gefahrenstellen vermeintlich problemlos passieren lassen, würde ich empfehlen zu warten, bis die Strecke wieder präpariert und offiziell freigegeben ist.

Bei der Planung individueller Lauftouren abseits der offiziellen Wanderwege schleichen sich gelegentlich „Wege“ ein, die zwar in der Karte eingezeichnet, in der Realität jedoch zugewuchert und kaum auffindbar sind. Und auch auf bekannten, offiziell geöffneten Routen können kürzlich umgestürzte Bäume oder verschüttete Wegabschnitte auftauchen. Hier sind Abenteuerlust und Flexibilität gefragt – selbstverständlich immer gewürzt mit einer guten Prise vernünftiger Vorsicht.

Laufen auf Madeira – meine Streckenempfehlungen

Easy

  • Levada Nova: Prazeres-Raposeira: eine meiner liebgewonnenen „Hausstrecken“ durch ländliches Gebiet mit schönen Meerblicken
  • Santo da Serra – Ribeiro Frio: technisch einfacher, dennoch sehr abwechslungs- und wasserfallreicher Levada-Lauf
  • Levada do Rei: angenehme Levada-Pfade mit schönen Ausblicke und einer „Dusche“ to go…
  • Vereda da Ponta de São Lourenço: überwiegend einfacher, wunderschöner Trailrun über roten Sandstein zum östlichsten Gipfel Madeiras – in der Hauptsaison jedoch wohl sehr touristisch
  • Vereda do Fanal: „relativ“ flacher Trailrun auf der Hochebene Paul da Serra zu den mystischen Lorbeerbäumen von Fanal

Moderat

Laufen auf Madeira entlang der Vereda do Larano
An dieser Küste schlängelt sich die Vereda do Larano hoch über dem Meer entlang.

Anspruchsvoll

Wie gesagt konnte ich aufgrund der Wetterbedingungen und zahlreicher beschädigter, geschlossener Routen bisher nur wenige anspruchsvolle Bergtouren abseits der Levada-Wege machen. Doch auf seinem Blog Journey Era beschreibt Jackson einige Touren, die definitiv auf meiner Bucket List für die nächste Madeira-Reise stehen – dann am besten bei stabilem Wetter im Sommer oder Herbst!


Jährliche Lauf-Veranstaltungen auf Madeira (Auszug):

> Madeira Island Ultra Trail <

> Ultra Skyrunning Madeira <

> Madeira EcoTrail® <

> Trail Porto da Cruz <

> Funchal Marathon <

2 Gedanken zu „Laufen auf Madeira

Kommentare sind geschlossen.