Diese Trailrunning-Tour im Lattengebirge in den Berchtesgadener Alpen führt über den aussichtsreichen Alpgartensteig hinauf zu einem schönen 4-Gipfel-Höhenweg (Predigtstuhl, Hochschlegel, Karkopf, Dreisesselberg) und schließlich über die bizarre Felsformation „Steinerne Agnes“ und den Rotofensattel zurück zum Ausgangspunkt (ca. 19 km / 1450 hm).
Warm-up auf dem Salzalpensteig
Startpunkt der Tour ist der Wanderparkplatz Hallthurm („Schlafende Hexe“) an der B20 zwischen Bayerisch Gmain und Bischofswiesen.
Ich habe bewusst diesen Ausgangspunkt einem Start in Bayerisch Gmain vorgezogen, da ich nach einer längeren Autofahrt ungern direkt mit einem steilen Anstieg beginne. So kann ich mich die ersten 4,5 km bis zum Alpgarten auf dem schön angelegten, flowigen Salzalpensteig einlaufen. Diese Kilometer hätte ich am Ende der Tour sicher weniger geschätzt!
Über den Alpgartensteig zum Predigtstuhl
Schließlich erreiche ich den Alpgarten bei Bayerisch Gmain. Hier beginnt der Alpgartensteig, eine knackige und teils luftige Aufstiegsvariante zum Predigtstuhl und Hochschlegel. Ab hier gilt es, rund 1100 hm am Stück zurückzulegen – auf nur 4 Kilometern.
Den Zeitangaben auf dem Wegweiser schenke ich nicht allzu viel Beachtung und setze darauf, den Predigtstuhl schneller zu erreichen. Ich habe für die gesamte Tour nicht mehr als 4 Stunden eingeplant und der Predigtstuhl soll ja nur das erste Zwischenziel sein!
(Spoiler: Ab besagten Schild brauche ich 1:15 Stunde (ohne Foto-/Trinkpausen) zum Predigtstuhl, obwohl ich 99% der Strecke gegangen statt gelaufen bin. Also nicht von Zeitangaben auf den Wegweisern verunsichern lassen, sondern auf die eigenen Referenzwerte vertrauen!)
Der Alpgartensteig beginnt recht angenehm auf einem schönen Trail entlang eines Bergbaches. Noch ist der Trail gut laufbar, wird jedoch kontinuierlich steiler, sobald man den familienfreundlichen Alpgartenrundweg hinter sich lässt und an einer Wegkreuzung Richtung „Hochschlegel“ abbiegt.
Ab jetzt heißt es: Höhenmeter sammeln. Ich nehme mir vor, alle 200 Höhenmeter einen Schluck zu trinken – nicht nur wegen der Flüssigkeitszufuhr, sondern auch, um die 1100 Höhenmeter gedanklich in kleinere Stücke aufzuteilen. Der Anstieg von km 6 bis 8 ist steil: pro Kilometer lauern 200 bis 300 hm.
Doch der Weg verläuft relativ angenehm über Serpentinen durch einen schattenspendenden Wald. Oberhalb der Baumgrenze weht ein luftiges Windchen, sodass es sich trotz Mittagssonne gut aushalten lässt.
Schließlich kommt der Abschnitt, der überall als das „Highlight“ des Alpgartensteigs angepriesen wird: Über drahtseilgesicherte Treppen und Leitern geht es steil und über ausgesetztes Gelände nach oben. Da ich in ausgesetztem Gelände, auf Brücken, Treppen und Leitern gerne mal unter Höhenangst leide, hatte ich gehörig Respekt vor diesem Abschnitt. Doch ich kann alle beruhigen, denen es ähnlich geht: Zum einen ist es nur ein ziemlich kurzer Abschnitt (das Foto erfasst ihn quasi komplett) und zum anderen ist er sehr gut gesichert und instand gehalten. So ist er selbst für mein Köpfchen problemlos machbar – und ich finde sogar Gefallen daran.
Nun geht es über einen schönen, alpinen Pfad mit tollem Ausblick weiter bis zu einer Weggabelung, an der man entweder direkt zum Hochschlegel abbiegen oder einen Abstecher zum Predigtstuhl einschlagen kann.
Ich entscheide mich für letzteres und laufe nun zunächst bergab in die „Schlegelmulde“, eine Senke zwischen Predigtstuhl (1613 m) und Hochschlegel (1688 m). Die bewirtschaftete Almhütte lasse ich rechts liegen und trabe die (vorerst) letzten Höhenmeter über einen gut ausgebauten Fußweg zum Predigtstuhl hinauf. Oben belohnt ein herrlicher Ausblick und ein süßes Gipfelplateau für den anstrengenden Aufstieg.
Gipfel-Hopping im Lattengebirge: Hochschlegel, Karkopf, Dreisesselberg
Nachdem ich meinen Getränkevorrat in der Almhütte auf der Schlegelmulde aufgefüllt habe, laufe ich zurück zur Weggabelung Richtung Hochschlegel.
Hier ist mir zu viel los – denn viele Besucher, die mit der Predigtstuhlbahn hinauffahren und in der Almhütte einkehren, nehmen diesen kurzen Gipfelabstecher mit.
Deshalb laufe ich gleich weiter, über einen in Latschen eingebetteten Trail. Kurz darauf führt eine Abzweigung nach rechts über einen kleinen Anstieg auf den Karkopf.
Er ist mit 1738 m der höchste Gipfel des Lattengebirges und bietet eine tolle Aussicht ins Tal sowie auf die umliegenden Berge – u.a. den eindrucksvollen Watzmann.
Weiter geht’s, zurück auf den „Hauptweg“, der alle vier Gipfel der Tour miteinander verbindet.
Inzwischen ist es ziemlich warm geworden und auch wenn es zu den einzelnen Gipfeln immer nur verhältnismäßig wenige Höhenmeter hoch und wieder runter geht, meldet sich langsam die erste Müdigkeit in den Beinen.
Aber „einer geht noch“: Anstatt direkt den Weg hinunter zur Steinernen Agnes einzuschlagen, erklimme ich den Dreisesselberg (1680 m) und genieße noch einmal die schöne Aussicht.
Downhill zur Steinernen Agnes
Nun geht es – vermeintlich weniger anstrengend – auf wunderschönen alpinen Trails bergab. „Vermeintlich“, da es stellenweise ganz schön steil und technisch anspruchsvoll hinunter geht, was für mich persönlich in Hinblick auf die Muskeln und die Konzentration nicht minder anstrengend als ein Aufstieg ist.
So freue ich mich, als der steile Abstieg ein Ende hat und es in hügeligem Auf und Ab durch ein sehr schönes Waldstück geht. Kurz darauf wird die Sicht frei auf die Steinerne Agnes, eine 15 m hohe bizarre Felsformation. Nach einem letzten, erneut ziemlich steilen Anstieg kann ich die Steinerne Agnes schließlich aus nächster Nähe betrachten.
Abstieg über den Rotofensattel
Nun geht es über den Rotofensattel zurück zum Ausgangspunkt. Auf der Karte sah der Weg relativ eben und einfach aus und ich hatte damit gerechnet, dieses letzte Stück im Nu‘ zurücklegen zu können. Doch der Weg ist gespickt von Wurzeln und Steinen und piesackt mich mit vielen kleinen, aber fiesen Zwischenanstiegen.
Auf den letzten 3 Kilometern geht es noch einmal ordentlich (~ 500 hm) über Wurzeltrails bergab. Durch die Vorbelastung und da ich auf diesem Weg nicht wirklich in einen „Flow“ finde, spüre ich inzwischen meine Oberschenkel ganz gut vom vielen Abbremsen – exzentrisches Training deluxe!
Doch auch dieser etwas zähe Abstieg ist irgendwann geschafft und ich trabe die letzten paar hundert Meter über eine breite Forststraße zurück zum Wanderparkplatz Hallthurm.
Infos & Track zum 4-Gipfel-Trailrun über Hallthurm – Alpgartensteig – Predigtstuhl – Hochschlegel – Karkopf – Dreisesselberg – Steinerne Agnes – Rotofensattel
Auch wenn ich mir beim Abstieg etwas schwer getan habe, kann ich diese Trailrunning-Tour über vier Gipfel im Lattengebirge sehr empfehlen! Es ist eine äußerst abwechslungsreiche, landschaftlich eindrucksvolle Rundtour, auf der mir bis auf einzelne „Hotspots“ nur wenige andere Wanderer oder Läufer begegnet sind.
Auf der Almhütte in der Schlegelmulde (etwa auf der Hälfte der Strecke) gibt es die Möglichkeit, einzukehren oder die Getränkevorräte aufzufüllen.
Ansonsten sollte man genügend Eigenverpflegung und die standardmäßige Ausrüstung für Trailrunning-Touren in den Bergen mit sich führen.
Stöcke können insbesondere beim Anstieg über den Alpgartensteig hilfreich sein, ich bin aber auch ganz gut ohne Stöcke dort hoch gekommen.
Wenn ihr diese oder eine ähnliche Tour auch schon gelaufen oder gewandert seid, freue ich mich auf eure Tipps & Erfahrungen in den Kommentaren!
Referenzwerte: Meine Uhr zeigte zum Schluss 19,8 km, 1456 hm und 3:37 Stunden Laufzeit an.
Für die zweite Hälfte (nach dem Predigtstuhl) habe ich etwas länger gebraucht als für die erste, was mich selbst überraschte, da die meisten positiven Höhenmeter ja bereits erledigt waren. Mag daran liegen, dass ich den Abstieg recht anstrengend fand und ihn nicht gerade gazellenhaft hinuntergesprungen bin 😉