Wettkampfbericht: Učka Trail 2018

Der Učka Trail ist ein Traillauf an der istrischen Adriaküste im Norden Kroatiens. Er wird von den Veranstaltern als „unique fusion of sea and mountain“ bezeichnet, denn er führt vom Meer auf über 1000 hm hinauf in das Učka-Gebirge. Durch Zufall entdeckte ich dieses Trailevent auf unserer Urlaubsreise – und nahm spontan daran teil.

Ucka Trail Banner
© Ivan Tomašić

Učka Trail? Einfach machen, könnte gut werden.

Freitagabend, 19:30 Uhr. Nach einer langen Autofahrt erreichen wir den Urlaubsort Mošćenička Draga an der Ostküste Istriens in Kroatien. Eine kurzfristige, wetterbedingte Änderung unserer Reiseroute hat uns vom Triglav-Gebirge in Slowenien hierher geführt.

Durch Zufall war ich bei meinen Recherchen über die Region auf den Učka Trail gestoßen, der just an diesem Wochenende stattfinden sollte. Und da ich ein großer Fan davon bin, ein Land laufend zu entdecken, melde ich mich spontan am Vorabend für die mittlere Distanz (31 km mit 1400 hm) der Trailveranstaltung an. Aktivurlaub im Hummel-Stil.

Ucka Trail Course Profile

Pre-Start-Atmosphäre am Meer

Unser Hotel befindet sich einige Urlaubsorte weiter nördlich. So klingelt am Samstagmorgen um 06:30 Uhr der Wecker, damit wir rechtzeitig zum Start des Učka Trails um 09:00 Uhr wieder in Mošćenička Draga sind.

Der Start-/Zielbereich liegt direkt am Meer, mit Blick auf das beeindruckende, dicht bewaldete Učka-Bergmassiv. Schon jetzt ist es ziemlich warm und ich hoffe, dass der Wald uns kühlen Schatten spenden wird. Es herrscht eine fröhliche und entspannte Stimmung unter den rund 430 Teilnehmern, die sich gleich auf die 16-, 31- und 42-Kilometer langen Strecken begeben werden. Voller Vorfreude reihe ich mich im Mittelfeld ein und warte auf den Startschuss.

© Ivan Tomašić

Hoch hinauf in’s Učka-Gebirge!

Treppen-Aufstieg beim Ucka Trail

Nach einem entspannten, flachen Kilometer an der Strandpromenade geht es direkt ans Eingemachte: Bis zur ersten Verpflegungsstelle gilt es, 800 Höhenmeter auf 6,7 km zu bewältigen.

Zunächst geht über Treppenstufen durch den Wald steil nach oben. In einem langen Tross steigen wir die Stufen hinauf und ich frage mich, ob wohl der gesamte Anfangsanstieg aus Treppen besteht.

Wir queren mehrere kleine Bergdörfer, deren Bewohner uns aus ihren Gärten anfeuern. Nach zwei Kilometern bergauf stehen bereits 400 hm auf der Uhr.

Aufstieg beim Ucka Trail

Schließlich werden die Treppen dann doch von schmalen, steinigen Pfaden ersetzt. Weiterhin arbeiten wir uns Gänsemarsch von Dorf zu Dorf nach oben. Überholen ist nur an wenigen Stellen möglich. Ich nutze ein paar Mal die Chance, um mich im vorderen Feld einzugliedern. Hier wird auf den etwas weniger steilen Passagen ein einheitlicher Laufschritt eingeläutet, während weiter hinten kontinuierliches Marschieren angesagt ist.

“Into the forest I go, to lose my mind and find my soul.“

Konzentration beim Ucka Trail
© Davor Pavlović

Es herrscht eine entspannte und zugleich konzentrierte Stimmung unter den Läufern. Ich bin völlig im Einklang mit der Masse und der Laufstrecke. Meine Geschwindigkeit und Atmung haben sich so gut eingependelt, dass ich das Gefühl habe, auf diese Weise noch hunderte Höhenmeter zurücklegen zu können.

Doch das ist gar nicht nötig. Nach kurzweiligen 70 Minuten erreiche ich die erste Verpflegungsstation, bringe meinen Flüssigkeitshaushalt auf Vordermann und laufe ganz im Flow weiter.

Kurz darauf zweigt der 16km-Lauf ab und das Läuferfeld lichtet sich gewaltig. Für die 31- und 42km-Läufer geht es weiter hinauf – jedoch weniger steil, stellenweise sogar bergab.

Wir passieren Steinruinen und Schafherden und ich genieße die Umgebung und die Trails in vollen Zügen.

Schafe auf dem Ucka Trail

Trailrunning mit Berg- und Meerblick

Ein absolutes Highlight des Učka Trails ist ein Bergplateau, von dem wir eine tolle Aussicht auf die umliegende Berglandschaft genießen können. Doch sollte man sich nicht zu sehr ablenken lassen, denn der Untergrund aus kleinen Felsen und losen Steinen fordert volle Konzentration.

Bergplateau auf dem Ucka Trail

Schließlich geht es wieder steiler, doch überwiegend laufbar, bergauf. Nach etwas mehr als 13 km gelangen wir in ein verschlafenes Bergdorf, aus dem der Verpflegungsstand leuchtend blau hervorsticht. Neben Getränken gibt es hier auch Bananen, Orangen, Datteln, Käse, Kekse und… Mannerschnitten. Ein Traum, da könnte ich mich reinlegen. Doch die show must go on und ich reiße mich von den Mannerschnitten los.

Verpflegungsstation Ucka Trail

Hier trennen sich nun auch die Wege der 31- und 42km-Läufer. Bis auf einen weiteren Läufer ist auf der 31km-Strecke weit und breit kein Mensch zu sehen. Doch da der Učka Trail von Anfang bis Ende einwandfrei mit Bändern, Schildern und Sprühmarkierungen gekennzeichnet ist, mache ich mir keine Sorgen, vom Weg abzukommen.

Gemeinsam und doch jeder für sich bewältigen wir den letzten Anstieg vor dem bevorstehenden, kilometerlangen Downhill. Dieser stellt sich als wunderschön, aber technisch durchaus anspruchsvoll heraus. Über schmale, steinige Pfade geht es durch den Wald hinab. Teilweise ist der Weg inklusive Wurzeln und Steinen zwischen hohen Grasbüscheln kaum erkennbar.

Steiniger Downhill beim Ucka Trail

Grasweg beim Ucka Trail

Ich bin ja eh keine Downhill-Queen, aber im Urlaub gilt für mich einmal mehr die Devise: „Bloß nicht hinfallen und bloß nicht umknicken.“ Deshalb trippele ich die kommenden Kilometer vorsichtig und konzentriert hinab. Einigen Downhill-affinen Läufern gewähre ich höflich Vortritt. Wenn ich die Energie, die ich hier spare, beim nächsten Uphill hervorzaubern kann, werde ich sie sicher wiedersehen!

Zwischenzeitlich lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf das strahlend blaue Meer weit unter uns frei. Herrlich! Die Versprechung des Veranstalters, dass der Učka Trail eine „unique fusion of sea and mountain“ ist, wird durch diese Aussicht definitiv eingehalten.

Downhill mit Meerblick beim Ucka Trail

Flow-Trails und me(e)hr auf den letzten Kilometern

Nach etwa vier Kilometern wird der Trail wieder einfacher und flacher. Bis zur nächsten Verpflegungsstation bei 20,5 km nehme ich etwas Fahrt auf und sammele bereits den ersten Läufer, der mich im Downhill überholt hat, wieder ein.

Am Verpflegungsstand stärke ich mich ein letztes Mal mit Wasser, Cola und (klaro!) Mannerschnitten. Auf zum Endspurt: Noch 10 km bis zum Ziel, mit 200 hm im Aufstieg und 400 hm im Abstieg.

Ein weiteres absolutes Streckenhighlight ist ein felsiger Trail entlang des Berges. Das Meer zur Linken, den Berg zur Rechten, und vor mir die Aussicht auf ein kleines Bergdorf, dessen Steinhäuser aus dem üppigen Grün des beeindruckenden Waldgebietes hervorluken.

Bergdorf im Ucka-Gebirge

Nach der Durchquerung des Dorfes kommt schließlich mein Terrain. Über flowige Trails geht es in leichtem bergauf und bergab durch den Wald. Ich fühle mich pudelwohl und energiegeladen. Nach und nach überhole ich immer mehr Läufer. Gut, dass ich im Downhill ein paar Körner gespart habe!

Bei km 27,5 km lichtet sich der Wald erneut und ich kann von oben das Dorf Mošćenička Draga und den Zielbogen an der Strandpromenade erkennen. Entfernt höre ich sogar den Moderator die Finisher im Ziel begrüßen.

Aussicht auf das Ziel des Ucka Trail

Nun geht es nur noch bergab. Ich durchquere zwei weitere Bergdörfer und freue mich über die motivierenden Zurufe der Einheimischen.

Der letzte Abstieg ab km 29 hat es jedoch nochmal richtig in sich und fordert vollste Konzentration. Über einen schmalen Pfad mit unregelmäßigen, nassen Felsstufen geht es durch eine kleine Schlucht hinab. Ich muss mehrmals einen kleinen Bach über Steine queren, da der Pfad mal links, mal rechts davon verläuft.

Dieser Kilometer so kurz vor dem Ziel hat ein ganz besonderes Flair – bevor es gleich auf die belebte Strandpromenade geht, ist es hier noch einmal ganz schattig und still.

© Davor Pavlović

Dennoch freue ich mich, als mir nach der Durchquerung eines dunklen Tunneldurchgangs schließlich strahlendes Sonnenlicht entgegenscheint und ich auf die Strandpromenade biege.

Noch ein Kilometer – und was für einer! Die Restaurantgäste und Kellner entlang der Strandpromenade machen super Stimmung und jubeln mir zu, als wäre ich ein Olympiasieger. Ich strahle, klatsche einige Hände ab und lasse mich von der Stimmung ins Ziel tragen.

Zieleinlauf beim Ucka Trail

Finisher-Glück auf Kroatisch

Geschafft! Nach 04:02 h komme ich als 2. Frau (1. AK, 17. gesamt m/w) ins Ziel. Aber noch viel wichtiger als die Zeit oder Platzierung ist der Spaß, den ich auf dem Učka Trail hatte. Selten habe ich mich während eines Trailruns so im Einklang mit der Strecke und mir selbst gefühlt und so viel Energie daraus geschöpft. Ein wunderbares Gefühl!

Siegerehrung beim Ucka Trail

Finisher Lunch beim Ucka Trail

Im Ziel gibt es neben einem klassischen Finisherbuffet mit Getränken, Obst und Keksen eine Schale Polenta mit Gulasch für die Läufer. Typisch kroatisch – und es schmeckt tatsächlich auch bei 30 Grad!

Die verdiente Abkühlung wartet dafür direkt hinter dem Veranstaltungszelt: Das türkisblaue, glasklare Meer ist erfrischender als jede Dusche.

Der perfekte Abschluss für ein perfektes Trailrunning-Event!

© Ivan Tomašić

Učka Trail: Mein Fazit

Wäre ich Stiftung Warentest, würde ich dem Učka Trail einen „Sehr gut“-Stempel verpassen. Zum einen natürlich für die Landschaft, das Terrain und die Streckenführung, zum anderen aber auch für die sehr gute Organisation.

Von den Informationen auf der Website und der Anmeldung über die Parkmöglichkeiten und den besonderen Start-/Zielbereich bis hin zur Streckenmarkierung, Verpflegung und Siegerehrung war alles top organisiert. Aufgrund des internationalen Teilnehmerfeldes (vorwiegend aus Kroatien, Slowenien, Italien und vereinzelt aus Deutschland und Österreich) wurden alle Informationen auch auf Englisch übersetzt, sodass man problemlos als „Lauftourist“ zurechtkommt.

Der Učka Trail ist es also definitiv wert, in die Urlaubs- und Laufplanung 2019 einbezogen zu werden!

Kvarner Trails Logo

Über den Učka Trail

Der Učka Trail ist der krönende Abschluss der Trailrunning-Serie Kvarner Trails. Sie findet jedes Jahr von Mai bis September in der Kvarner-Region an der oberen Adria in Kroatien statt und umfasst vier Trailrunning-Veranstaltungen. Pro Event stehen zwei bis drei verschiedene Distanzen zwischen 12 und 42 km zur Auswahl, sodass sowohl Trailrunning-Einsteiger als auch -Profis auf ihre Kosten kommen.

>> Zur Website der Kvarner Trails

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