Gamstrail 2019

Am 21.09.2019 fand die zweite Auflage des Gamstrail in Kitzbühel statt. 700 Trailrunner und Wanderer starteten auf fünf verschiedenen Distanzen zwischen 5 und 46 km – allesamt gespickt mit vielen Höhenmetern und einem hohen Trailanteil.

Ich hatte mich für den Bewerb über 35 km mit 2200 hm entschieden – ein herausforderndes Highlight zum Saisonabschluss.

Strecke und Höhenprofil der 35km-Strecke des Gamstrails.

Gamstrail Part 1: Vom Start zur Bichlalm (~ 12 km)

Um 9 Uhr fiel der Startschuss für die 35 km an der Talstation der Hornbahn in Kitzbühel. Bereits jetzt schien die Sonne vom wolkenlosen Himmel und es versprach, ein wunderbarer Lauftag in den Bergen zu werden.

Start des Gamstrail 2019
Start der 35km-Distanz beim Gamstrail 2019. © Gamstrail-Bildergalerie

Von Beginn an ging es bergauf – zunächst über eine Wiese, kurz darauf über Wiesen- und Schotterpfade bis zum Waldanfang. Bis dorthin versuchte ich, am vorderen Läuferfeld dranzubleiben, doch dessen Tempo brachte mich (zu) schnell aus der Puste. So entschied ich mich, dass vordere Feld ziehen zu lassen und meinen eigenen Rhythmus zu finden. Zumal nun der längste Anstieg des ganzen Laufes vor uns lag: rund 900 hm auf 7 km.

Über einen schönen Trail ging es stetig durch den Wald bergauf. In flottem Marschtempo und mit klackernden Stöcken arbeitete ich mich Stück für Stück nach oben. Leider fühlte ich mich auf diesem ersten Abschnitt wie eine schlaffe Marionette – kraftlos in Armen und Beinen. Umso wichtiger war es für mich, die anderen Teilnehmer um mich herum auszublenden und trotz des müden Gefühls einen konstanten Rhythmus zu finden.

Aussicht Kitzbühler Alpen beim Gamstrail
„Trailrun mit Aussicht“ durch die Kitzbühler Alpen.

Als sich der Wald lichtete, eröffnete sich uns eine tolle Aussicht auf die umliegenden Berge. Über Schotter und Asphalt ging es weiter hinauf bis zum finalen Punkt des ersten Anstiegs. Noch 28 km und 1300 hm to go – und Körper und Geist wollten einfach nicht richtig wach werden! Also nahm ich mir die Zeit, am Wegrand ausgiebig zu trinken und ein Koffein-Gel zu verdrücken, denn die erste Verpflegungsstation würde erst nach 12 km auf uns warten.

Wiesenanstieg beim Gamstrail
Flowige Wiesentrails. © Gamstrail-Bildergalerie

An dem Punkt schrieb ich es vorerst ab, heute eine starke Leistung abliefern zu können. Ich nahm mir vor, das beste aus der Situation zu machen, mir ausreichend Trinkpausen zu gönnen und den Lauf einfach zu genießen. „Trail-Jogging“ statt „Trail-Running“, lautete nun meine Devise.

Trailrunning Gamstrail
Unterwegs auf den Kitzbüheler Trails. © Gamstrail-Bildergalerie

Es folgten weitere 5 km über flowige Wiesen- und Wurzeltrails, aber auch steile und felsige Anstiege. Paradoxerweise fühlte ich mich körperlich völlig mau, erfreute mich aber dennoch an den tollen Pfaden und der schönen Aussicht. Schließlich kam die erste Verpflegungsstation an der Bichlalm in Sicht, an der ich mir becherweise Wasser und Cola sowie ein paar leckere Snacks genehmigte – ungeachtet dessen, dass in der Zeit gefühlt die Hälfte der anderen Teilnehmer an mir vorbeizog.

Gamstrail Part 2: Bichlalm out-and-back (~ 25 km)

Das zeitliche Investment in Essen & Trinken zahlte sich zum Glück bald aus. Endlich kehrten meine Lebens- und Laufgeister zurück! Auf den folgenden Kilometern über wunderbare Trails fand ich endlich meinen Laufrhythmus. Zunächst in stetigem Auf und Ab, und schließlich überwiegend bergab, ging es zur Wildam Aurach, der zweiten Verpflegungsstation nach gut 18 km.

Verpflegung beim Gamstrail
Verpflegung an der Wildalm in Aurach. © Gamstrail-Bildergalerie

Nachdem ich dort nochmal aufgetankt hatte, fühlte ich mich bereit für die anstehenden Höhenmeter, die uns in einer Schleife zurück zur Bichlalm führen würden.

Ein Streckenposten teilte mir mit, dass ich die 9. Frau sei – was mich überraschte und vor allem äußerst motivierte. Zumal in nicht allzu weiter Ferne zwei weitere Läuferinnen zu erkennen waren – ob ich die beiden wohl noch einholen konnte?

Auf den folgenden Kilometern ging es gefühlt nur bergauf, zunächst über einen steilen, matschigen und nicht enden wollenden Grashang. Überraschenderweise machte es mir unheimlich Spaß, mich dort in der inzwischen sehr warmen Mittagssonne hochzuarbeiten. Bald passierte ich die 8. Frau und verkleinerte den Abstand zur nächsten Läuferin immer mehr. Auf den weiteren nicht enden wollenden Höhenmetern über einen Forstweg kam ich zügig voran und konnte mich auf Platz 7 vorarbeiten. Die Kraftlosigkeit vom Morgen war verflogen, ich fühlte mich energiegeladen und motiviert.

Gamstrail Part 3: Von der Bichlalm ins Ziel (35 km)

Nach einem letzten, diesmal sehr kurzen Stop an der dritten Verpflegungsstation etwas unterhalb der Bichlalm nach etwa 25 km ging es nun in den Downhill. Mehrere Kilometer ging es jetzt zügig über Schotter und Asphalt in Serpentinen hinunter.

Euphorisch stellte ich fest, dass ich meine angestrebte Zielzeit von unter 5 Stunden durchaus erreichen konnte. Doch schnell rief ich mich zur Vernunft, mich erstmal weiter auf die Strecke zu fokussieren, anstatt gedanklich bereits ins Ziel einzulaufen. Denn noch lagen einige Kilometer und ein letzter, fieser Anstieg vor mir!

Dieser wartete nach einem flowigen Trailabschnitt durch ein Wäldchen und über eine Wiese. Nun ging es nochmal steil über einen Trail und eine Asphaltpassage hinauf – meine Energie schwand dahin. Gegenanstiege auf den letzten Kilometern eines Wettkampfs haben es immer in sich!

Doch bald waren auch die letzten positiven Höhenmeter geschafft und ich fand mich auf dem Trail wieder, den wir morgens hochmarschiert sind.

Downhill beim Gamstrail
Der finale Downhill ins Ziel.

Über Stock und Stein ging es nun bergab – bis zu einer Absperrung und einem handgeschriebenen Stopschild von den Veranstaltern: „Achtung, Wespennest!“ Ein Umleitungspfeil zeigte vom Trail nach links, auf einen kurzen, aber steilen und absolut matschigen Hang. Ein Kilometer vor dem Ziel sind solche Specials besonders witzig – ich musste wirklich lachen, als ein anderer Läufer und ich völlig ausgebremst durch den knöcheltiefen Matsch wateten, der junge Mann sich zwischenzeitlich in voller Länge hinlegte und wir schließlich mit matschigen Klumpfüßen den letzten Kilometer in Angriff nahmen.

Über die Wiese, auf der wir am Morgen gestartet waren, lief ich schließlich nach 4:46 Stunden zufrieden und glücklich als 7. Frau ins Ziel. Eine rundum gelungene, gut organisierte Veranstaltung auf schönen Trails in den Kitzbüheler Alpen.

Ein herausforderndes Highlight zum Saisonabschluss – das konnte mir der Gamstrail 2019 eindeutig bieten!

Finisher - im Ziel des Gamstrail 2019
Happy Finisher – nach 35 km und rund 2200 hm im Ziel.

Du hast jetzt auch Lust auf Höhenmeter, flowige Trails und Matschlöcher bekommen? Die Anmeldung für den Gamstrail 2020 ist bereits geöffnet!

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