Wettkampfbericht: Allgäu Panorama Marathon 2018

Mein erster Bergmarathon: 42,2 km, 1400 hm. Ein Baby-Bergmarathon, sagen die erfahrenen (Ultra-)Marathonis. Eine ordentliche Herausforderung, sagt meinereiner. Und so stehe ich am 12.08.2018 mit einer Mischung aus Vorfreude und Respekt mit rund 600 anderen Läufern am Start des Allgäu Panorama Marathons in Sonthofen. Lasst die Spiele beginnen!


Strecke des Allgäu Panorama Marathons

Einrollen mit Aussicht

Die ersten 2 km führen flach aus Sonthofen heraus, an der Iller und dem Sonthofener See entlang. Da es mir heute nicht um Sekunden, ja nicht einmal um Minuten geht, achte ich eher auf die Mitläufer und das vor uns liegende Bergpanorama als die Zeit. Angst, am Anfang zu überpacen, habe ich nicht – kenne ich doch den Großteil der Strecke bereits von einem Trainingslauf und weiß, dass die ersten bremsenden Höhenmeter nicht lange auf sich warten lassen.

So  biegen wir kurz darauf auf einen Feldweg ab und tüten auf dem Weg zur ersten Verpflegungsstelle in Hüttendorf (3,4 km) die ersten Höhenmeter ein. Trotz Steigung ist bis hier alles gut laufbar, auch wenn das allgemeine Tempo bereits gesunken ist.

Ich halte mich brav an den Plan, an jeder Verpflegungsstation zu trinken – immerhin sind für heute bis zu 30 Grad angekündigt und die Sonne scheint schon jetzt von einem strahlend blauen Himmel.

Erster Anstieg beim Allgäu Panorama Marathon

Up up up to the top

Nun wird es steiler und das Terrain und die Ausblicke werden abwechslungsreicher. Im Entenmarsch queren wir eine Wiese, bevor es über einen wurzeligen Trail weiter hinauf geht. Es folgt eine längere Asphaltpassage, die schließlich in einen Kiesweg zur zweiten Verpflegungsstation an der Weltcuphütte Ofterschwang (7,8 km) verläuft.

In stillem Einvernehmen wechseln mein direktes Läuferumfeld und ich immer wieder zwischen Gehen und Laufen. Ich spüre meine Oberschenkel- und Gesäßmuskeln jetzt schon mehr, als mir lieb ist. In Anbetracht der fast 600 hm, die bereits hinter uns liegen, nicht vollkommen verwunderlich… in Anbetracht der 34 km und 800 hm, die noch vor uns liegen, aber auch nicht unbedingt ermutigend.

Die folgenden Kilometer bis zum Gipfel des Weiherkopfes (12,7 km), dem höchsten Punkt der Marathonstrecke, sind landschaftlich schön – fühlen sich für mich jedoch steil und zäh an. Die Muskeln schmerzen in ungewohnter Weise und obwohl hier keiner mehr läuft, werde ich dauernd überholt. Meine Annahme, ganz gut im Bergauf-Marschieren zu sein, muss ich leider revidieren.

Doch bevor ich allzu sehr in Selbstzweifel versinke, quetsche ich mir ein Energiegel in den Mund, spüle eine Salztablette mit Wasser hinterher und wende den Blick vom Wettbewerb auf meine eigene Leistung. Mein grobes Ziel, in unter 1:40 h den Weiherkopf zu erklimmen und in unter 2:15 h die Vollverpflegung in Grasgehren zu passieren, ist durchaus noch erreichbar – selbst wenn ich auf den Bergaufpassagen meine aktuelle Pace von 7 bis 10 min/km beibehalte. Und dass meine läuferischen Stärken eher auf der zweiten Streckenhälfte zum Einsatz kommen, war mir ja klar. Insofern ist es gut und richtig, es bis dahin gelassen anzugehen und den Fokus vom Muskelschmerz auf die schönen Landschaftseindrücke zu lenken.

Aussicht beim Allgäu Panorama Marathon

Gipfelglück und Allgäu-Panorama

So überwinde ich mein erstes kleines Tief, lasse den Gipfel nach 1:33 h hinter mir liegen und gerate bei der darauf folgende Bergabpassage in einen glückseligen Laufflow. Auch die noch ausstehenden 200 hm bis zum Sattel des Riedberger Horns können meine zurückgewonnene Allgäu Panorama Marathon: Kurz vor dem Sattel des Riedberger Horns.gute Laune nicht trüben.

Im Gegenteil: Auf diesem Abschnitt zeigt sich die Allgäuer Bergwelt von ihrer schönsten Seite, die Sonne strahlt, ein Windchen weht, und ich plaudere auf den finalen Aufstiegsmetern fröhlich mit einer Mitläuferin. Auf dem Sattel werden wir von jubelnden Zuschauern begrüßt und mit einem Downhill nach Grasgehren (18,2 km) belohnt.

Gemeinsam überqueren wir nach 2:10 h die Zwischenzeitmatte in Grasgehren. Hier befindet sich eine Vollverpflegungsstelle mit Kuchen, Brot, Obst, Getränken und mehr. Gleichzeitig ist es das Ziel der Hörnerläufer, die gemeinsam mit den Marathonis gestartet sind und ihre Pflicht nun getan haben.

Meinem (im wahrsten Sinne des Wortes) Bauchgefühl folgend lasse ich die Vollverpflegungsstelle spontan links liegen. Mir ist so gar nicht nach Essen zumute und schon beim Gedanken an Kuchen oder Obst bekomme ich Magendrücken. Also entscheide ich mich, für den Rest der Strecke bei Wasser, Iso und Gel zu bleiben und weiterzulaufen.

Ich überquere den Riedbergpass. Vorfreude auf den kommenden, hügeligen Streckenabschnitt entlang von Kuhweiden und Almhütten macht sich in mir breit – und ich genieße ihn schließlich in vollen Zügen.

Allgäu Panorama beim Marathon

Downhill-Pesen und letzte Höhenmeter

Riedbergpass

Nach 24 km folgt eine über 5 km lange Bergabpassage auf Asphalt ins Lochbachtal. Eingefleischte Trailliebhaber werden sie hassen, verkappte Straßenläufer wie ich können hier endlich etwas Zeit gut machen. Doch was sich zunächst angenehm und entspannend anfühlt, geht schon nach 2-3 km ganz schön in die Beine. Also freue ich mich, als es wieder flach wird und der Untergrund nach einer Weile von Asphalt auf Feld- und Trailwege wechselt.

Von km 30 bis 32 gilt es, die letzten positiven Höhenmeter am Herrenberg vor Obermaiselstein zu überwinden. Ich habe leichte Kopfschmerzen und mache mir Sorgen, dass mir mein Kreislauf auf dem letzten Stück noch einen Strich durch die Rechnung macht.

Zum Glück finde ich beim letzten Anstieg Ablenkung in einem Gespräch mit einem Mitläufer, der ebenfalls seinen ersten Bergmarathon bestreitet. Wir geben uns kluge Tipps zur Kraftmobilisierung auf den letzten Kilometern und wünschen uns viel Erfolg, bevor ich schließlich, meinem eigenen Tempo folgend, vorauslaufe.

„Höhenmeter geschafft, jetzt nur noch ins Ziel rollen!“, tönt es da von einem Streckenposten bei km 32. Und tatsächlich: Die nächsten 5 km sind leicht abfallend und führen sogar größtenteils auf schattigen Wegen entlang der Weiler. Die Kopfschmerzen sind weg und ich kann wieder etwas Tempo aufnehmen. Die Erkenntnis, dass ich das Ziel nun sogar in sub 4:30 h erreichen kann, motiviert mich zusätzlich.

„Wenn’s zäh wird, lauf schneller!“

Doch die letzte große Herausforderung wartet noch: 5 laaange Kilometer auf einem Kiesweg entlang der Iller zum Ziel. Abwechslung? Schatten? Pustekuchen! An der letzten Verpflegungsstelle am Illerdamm (37,9 km) tanke ich einen halben Becher Wasser, schütte mir den Rest über den Kopf und erinnere mich an die Worte eines Lauffreundes: „Wenn es richtig zäh wird, lauf einfach schneller.“

Im Ziel des Allgäu Panorama MarathonsAlso Kopf aus, Beine an – Marathonrenntempo. Huch, dann ist ja sogar sub 4:15 h drin! Die will ich mir nun nicht mehr nehmen lassen. Auf den letzten Kilometern überhole ich einige Läufer, manche von ihnen gehen. Ich kann sie gut verstehen, doch die Aussicht auf Wasser und Schatten im Ziel treibt mich an. Endlich höre ich die Lautsprecheransagen des Moderators im Ziel – diesen Moment liebe ich bei jedem Wettkampf aufs Neue! Mit einem breiten Grinsen im Gesicht spurte ich ins Ziel – 4:12:30 h, eine Traumzeit!

Wie sich später herausstellt, bin ich damit als 1. Dame der Hauptklasse (7. Gesamt) eingelaufen und erhalte eine wunderschöne Steinmann-Trophäe zur Erinnerung an den Allgäu Panorama Marathon 2018. Mein erster Bergmarathon – und sicher nicht mein letzter…

Siegerehrung Allgäu Panorama Marathon

Allgäu Panorama Marathon SteinmannAn dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Organisatoren und unzähligen Helfer des Allgäu Panorama Marathons. Es ist ein top organisiertes Event – von der Startnummernausgabe und Pasta-Party am Vortag über die Verpflegung und Streckenmarkierung beim Lauf selbst bis hin zur Zielverpflegung, der anschließenden Wellnessmöglichkeit im Wonnemar und den ganz besonderen Sieger-Trophäen.

Weiter so – ich komme wieder!

>> Hier geht’s zur Website des Allgäu Panorama Marathons

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