Raue Steilküsten, einsame Sandstrände, türkisblaues Wasser: Der South West Coast Path führt durch eine wahre Bilderbuchlandschaft. Auf schmalen Pfaden, gespickt mit Fels-, Wurzel- und Strandabschnitten, geht es in hügeligem Auf und Ab an der Küste entlang. Ein Paradies für abwechslungsreiches, genussvolles Trailrunning!
Der South West Coast Path ist Großbritanniens längster, ausgeschilderter Fernwanderweg. Er führt über 1.014 km entlang der Küste von Somerset, Cornwall, Devon und Dorset.
Ich habe laufenderweise in 3 Tagen etwa 70 km des Küstenpfades in North und South Cornwall erkundet. Dabei habe ich traumhafte Landschaften und tolle Trails entdeckt, die ich meist mit nur wenigen Wanderern teilen musste.
Das Busnetz in Cornwall ist sehr gut auf Wanderer (oder Trailläufer) ausgerichtet. Als „Basis“ hatte ich mir den Küstenort Penzance ausgesucht. Von hier aus sind viele Start- und -zielorte des South West Coast Path umweltfreundlich und günstig mit dem Bus erreichbar.
Übernachtet habe ich im YHA Penzance, einer ehrenamtlich geführten Jugendherberge in einem alten Herrenhaus. Die Herberge ist sehr geräumig und modern ausgestattet – so ließ es sich gut im 8-Bett-Zimmer aushalten und ich zahlte für 4 Nächte etwa so viel wie im Hotel für 1-2 Nächte.
Aber kommen wir zu den wirklich wichtigen Dingen: den wunderbaren Trailrunning-Touren, die man auf dem South West Coastal Path in Cornwall unternehmen kann!
#1: Pendeen – St. Ives (~23 km, ~800 hm)
Für meine erste Tour auf dem South West Coast Path nahm ich einen Bus nach Pendeen, um von dort zum beliebten Küstenort St. Ives zu laufen. Nachdem ich einen gut besuchten Aussichtspunkt hinter mir gelassen hatte, tauchte ich sofort in die wilde Einsamkeit des Küstenpfades ein.
Schmale, teils zugewachsene Pfade, tiefe Matschpassagen und jede Menge steile An- und Abstiege erlaubten kein schnelles Vorwärtskommen. Aber die schöne Natur und der immerwährende Ausblick auf das weite Meer belohnten für die Mühen!
Nach etwa 14 km (für die ich gut 1:40 Stunden brauchte!) erreichte ich den kleinen Ort Zennor, der für seine normannische Kirche St. Senara und das süße Café des Zennor Chapel Guesthouses bekannt ist. Am liebsten hätte ich mich hier niedergelassen und durch die leckeren Kuchen durchgefuttert. Irgendwie war ich durch das viele Auf und Ab schon ziemlich erschöpft, obwohl ich erst knapp zwei Drittel der Strecke geschafft hatte!
Doch nach einer kurzen Trink- und Riegelpause lief ich weiter, um gar nicht erst sesshaft zu werden. Ab hier sollte es vermeintlich leichter werden, denn ich hatte mich dafür entschieden, den letzten Abschnitt bis St. Ives auf dem Field Path, dem Zennor Churchway, zurückzulegen. So würde ich neben der Küste auch ein wenig vom Inland sehen.
Zwar gab es ab jetzt nicht mehr so viele Höhenmeter zu überwinden, aber ein flotter Lauf-Flow war trotzdem nicht möglich. Es ging über Weideland, durch Maisfelder und unzählige Zaunübertritte. Außerdem stand ich des Öfteren ratlos vor einem Weidezaun oder auf freiem Feld und suchte vergeblich nach einer Wegmarkierung (zum Glück half mir meine schlaue komoot-App dann weiter).
Nach etwa 22 km ging es vom Field Path auf einem spaßigen Downhill wieder auf den Coast Path. Nach einer Wegbiegung eröffnete sich mir schließlich der Blick auf St. Ives. Auch wenn ich eigentlich kein Fan von Touristentrubel bin, freute ich mich, die Stadt zu erreichen. Auf den letzten Kilometern hatte mich vor allem die Aussicht auf ein leckeres Cornish Pasty motiviert (es wurden schließlich zwei Pasties plus Smoothie plus Eis). Zurück ging es nach einem gemütlichen Stadtbummel mit dem Bus.
Alles in allem war es eine landschaftlich schöne und abwechslungsreiche Lauftour mit durchaus anspruchsvollen Passagen. Ich würde allerdings empfehlen, nach Zennor auf dem Coast Path zu bleiben, da der Churchway nicht so sehenswert wied der Küstenpfad ist.
#2: Penzance – Land’s End (~25 km, ~ 600 hm)
Am zweiten Tag wollte ich bis an das westlichste Ende Großbritanniens laufen, Land’s End. Ich lief direkt von der Jugendherberge in Penzance los, hinunter an die Küstenpromenade. Nach einer Weile ging es über einen steilen Berg aus der Stadt hinaus und… ab in den Dschungel! So fühlten sich zumindest die ersten Kilometer auf der heutigen Etappe an. Üppig-grüne Vegetation und mehrere Waldabschnitte erwarteten mich. Dazwischen galt es immer wieder, kleinere und größere Felsen zu erklettern und sich den Weg durch dichtbewachsene Graspfade zu bahnen. An Laufen war nur stellenweise zu denken, überwiegend ging es in flottem Wanderschritt voran.
Nach etwa 10 km wurde das Terrain laufbarer. Die Landschaft und Aussicht waren mal wieder sehr beeindruckend. Und meine Beine gewöhnten sich langsam an das ständige Auf und Ab, sodass mir das Laufen an diesem Tag viel leichter fiel als am Vortag.
Schließlich erreichte ich nach etwa 17 km die Bucht von Porthcurno. Der Ort ist vor allem für das Minack Theatre berühmt: Ein einzigartiges Open-Air-Theater an einem Felsabhang direkt am Meer.
Eigentlich wollte ich am Theater einen Zwischenstopp einlegen und es besichtigen. Doch als ich die Touristenmassen am Eingang entdeckte, verging mir die Lust.
Da flüchtete ich lieber wieder auf den Küstentrail, den ich etwa 1 km mit Flip-Flop-Touristen teilen musste, dann aber wieder ganz für mich alleine hatte.
Die Landschaft veränderte sich hinter Porthcurno schlagartig. Statt üppigem Grün, Wurzeln und Felsen eröffnete sich vor mir eine relativ flache, unheimlich weite Wiesenlandschaft.
Auf schmalen, gut laufbaren Pfaden machte ich mich auf die letzten 7 km bis nach Land’s End – umgeben von einem beeindruckenden Farbenmeer auf der einen und dem türkisblauen Atlantik auf der anderen Seite.
Dieser Abschnitt hat wirklich etwas Traumhaftes an sich und zählt definitiv zu meinen Highlights auf dem South West Coast Path!
Etwa 1 km vor dem Touristenmagneten Land’s End stieß ich wieder auf andere Menschen. Auf dem South West Coast Path kann man an ungewohnt regem Betrieb immer erkennen, das bald ein Parkplatz, Cafés und Toiletten kommen.
Land’s End ist wie ein Erlebnispark aufgebaut: Es gibt einen Streichelzoo, 4D-Kinos, Souvenirläden, Popcorn, Eis und weitere „Attraktionen“. Wie ihr euch vorstellen könnt, war das überhaupt nicht mein Ding und ich freute mich über das gute Timing: Nur 20 Minuten später konnte ich in den Bus zurück nach Penzance steigen. Und die Busfahrt mit dem „Atlantic Coaster“ (wohoo) war immerhin landschaftlich wieder sehr schön und für meine Beine sehr erholsam!
#3: Porthleven – Lizard Point (~21 km, 350 hm)
Am letzten Tag gönnte ich meinen inzwischen etwas müden Beinen eine kürzere, flachere Tour. Nachdem ich am Vortag zum westlichsten Punkt Großbritanniens gelaufen war, sollte es an diesem Tag zum südlichste Punkt gehen: Lizard Point.
Nach einer Busfahrt startete ich im süßen Hafenort Porthleven. Bald erreichte ich The Loe, den größten natürlichen Frischwassersee Cornwalls. Ein wunderschöner Ort, hier hätte ich auch den restlichen Tag faulenzen und schwimmen können!
Nun ging es überwiegend flach über Wiesenwege und einfache Trails an der Küste entlang. Immer wieder tauchten kleine Dörfer und Buchten auf, doch auf dem Coast Path selbst war wenig los.
Ab etwa der Hälfte der Etappe wurde es hügeliger. Klippen und Meer weggedacht, erinnerte die Strecke stellenweise sogar an Almlandschaften in den heimischen Alpen!
Nun nahm wieder die Anzahl der Buchten zu, bei denen man erst ganz runter und auf der anderen Seite wieder ganz hoch läuft. Auch wenn es auf den Bildern nicht so rauskommt: Hier musste ich stellenweise gehen, weil es zum Laufen einfach zu steil war. Aber diese letzte Etappe sollte ja auch nicht zuuu einfach werden!
Nach etwa 20 km erblickte ich schließlich Lizard Point. Ein schöner (und beliebter) Aussichtspunkt mit geologischer Berühmtheit.
Ein kleiner Touri bin ich natürlich insgeheim auch, deshalb durfte am Schluss das obligatorische Bild mit der Lizard-Point-Markierung nicht fehlen. Und ein leckeres Eis hatte ich mir nach insgesamt 70 km in 3 Tagen auf dem South West Coast Path auch redlich verdient!
Nach einem letzten (selbstverständlich ansteigenden) Kilometer von Lizard Point nach Lizard Village erwischte ich dort gerade noch den zweistündlich abfahrenden Bus nach Helston. Von dort ging es dann zurück nach Penzance. Insgesamt war ich für den Heimweg knapp 2 Stunden unterwegs, doch die Fahrerei hat sich für die schöne Abschlusstour (und das leckere Eis!) definitiv gelohnt.
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Die 3 Tage auf dem South West Coast Path sind wie im Fluge vergangen. Gerne hätte ich noch weitere Etappen in Cornwall erkundet – andererseits freuten sich meine Beine nach rund 70 km aber auch auf etwas Ruhe!
Ich werde bestimmt wiederkommen und kann es euch ebenfalls ans Herz legen, die wunderschöne Landschaft Cornwalls einmal wandernd oder laufend zu entdecken!